28/11/2016

FORSCHUNG

Neue Diagnostika


Alzheimerfrühdiagnose mit Amyloid-Imaging  (Aß-PET/CT)


In der Demenzabklärung steht an erster Stelle die sorgfältige Erhebung der Patienten – und Fremdanamnese, des klinisch neurologischen Status und der neuropsychologischen Testung. Eine spezielle Blutanalyse, strukturelle und funktionelle zerebrale Bildgebung und bei Bedarf die Liquoranalyse vervollständigen die Diagnoseinformation.

Besonders im AD-Frühstadium kann die sichere klinische Abgrenzung der “normalen“ Vergesslichkeit von beginnender Demenz schwierig sein. Als Goldstandard für die definitive AD-Diagnose gilt die Histologie auch durch den Nachweis krankhafter Amyloid-Ablagerungen im Gehirn.

Das Amyloid-PET (Amyloid-Imaging od. Aß-PET) ermöglicht erstmals in vivo den sicheren Nachweis dieser Amyloid-Plaques im Gehirn. Die dafür eingesetzten Aß-Tracer sind radioaktiv markierte Diagnostika und zeigen mit hoher Sicherheit die Amyloidablagerungen im Gehirn unter Einsatz der PET (Positronen-Emissions-Tomographie). Der Aß-Tracer bindet mit hoher Spezifität an das Aß-Amyloid und kann die Alzheimerplaques sichtbar machen. Hierbei wird dem Patienten eine schwach radioaktive Substanz injiziert. Die Ergebnisse der Untersuchungen müssen immer im Kontext mit der Patientenanamnese interpretiert werden. Wird kein/wenig Amyloid im Gehirn mittels PET dargestellt, kann eine AD mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Für Menschen mit milden kognitiven Beeinträchtigungen (MCI – Mild Cognitive Impairment) ist diese Amyloid-PET-Untersuchung ein wertvoller prognostischer Baustein für den individuellen klinischen Verlauf der „Vergesslichkeit“. Im Falle dichter zerebraler Amyloiddarstellung sind prognostische Aussagen möglich und das Therapiemanagement kann dementsprechend angepasst werden.


Neue Therapieansätze

Krankheitsmodifizierende Therapieoptionen

AlzheimerpatientInnen und deren Angehörige warten dringend auf Arzneimittel, die den Krankheitsverlauf zumindest stoppt. Die Forschungsbemühungen auf diesem Sektor sind intensiv. Mehr als 100 Substanzen sind in Erprobung. Die Therapieforschung fokussiert derzeit auf das Eiweiß ß-Amyloid (Aß). Die Aß-Ablagerungen im Alzheimergehirn soll zu fortschreitender Störung der Hirnfunktion führen. Daher zielen diese Therapiewege darauf ab Aß abzubauen bez. Aß nicht entstehen zu lassen.


Sekretasemodulatoren


Zwei wichtige Enzyme wirken an der Aß Entstehung mit: Die Beta(ß)- und die Gamma(g) Sekretase. Es gilt diese beiden Enzyme zu beeinflussen. Die Entwicklung solcher Substanzen ist auf spezifische Strukturen dieser Enzyme gerichtet ohne dadurch andere Funktionen im Körper zu stören.


 Aß-basierte Therapiestrategien


„Wir brauchen Aß – aber nicht zu viel “

Die Reduktion der alzheimertypischen Aß-Eiweißfäden durch passive oder aktive Immunisierung (Impfung) ist die derzeit bestuntersuchte Therapieoption. Obwohl die Impfstoffe durchwegs zu einer Verminderung der schädlichen Aß42 geführt haben (Nachweis mittels PET) konnte kein signifikanter klinischer Effekt gezeigt werden. Natürlich stellt sich bei jeder Impfung die Frage, ob diese nach Eintritt der Erkrankung im symptomatischen Stadium überhaupt noch wirksam ist und zur Stabilisierung/Besserung führt.

Also der direkte Weg, die entstandenen Amyloidfädchen im Gehirn von AlzheimerpatientInnen abzubauen ist der Einsatz von Antikörpern. Diese werden intravenös verabreicht, gelangen ins Gehirn und zeigten im Tierexperiment Wirksamkeit. Sie binden Aß-Peptide und führen bei Tieren zu einer Verbesserung der kognitiven Leistung. Ähnliche Therapiestudien werden unter strengen Kaudelen auch am Menschen durchgeführt. Diese Behandlung entspricht einer passiven Impfung, d.h. das Immunsystem wird nicht selbst zur Antikörper-Bildung angeregt. Es werden extern hergestellte Aß-Antikörper alle drei Monate intravenös verabreicht.

Die aktive Impfung, bei der Aß-Bestandteile unter die Haut injiziert werden, weckt ebenfalls große Hoffnungen. Im Unterschied zur passiven Impfung wird der Körper bei der aktiven Impfung angeregt selbst Antikörper zu bilden. Geimpfte AD-PatientInnen zeigten weniger Amyloid-Ablagerungen im Gehirn. Aber nur bei einigen PatientInnen, die Antikörper entwickelten, waren die kognitiven Leistungen verbessert. Die Alzheimer Impfung gilt heute als therapeutischer Hoffnungsträger.

Alzheimerkranke haben nicht nur Aß-Ablagerungen außerhalb der Nervenzellen, sondern auch neuropathologische Veränderungen in der Nervenzelle – intrazelluläre Neurofibrillen. Diese bestehen aus umeinandergewundene Eiweisstränge – dem sogenannten Tau-Protein. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe indem sie das aus Mikrotubuli bestehende Zellskelett des Nervenzellfortsatzes (Axon) stabilisieren. Auf diesen Mikrotubuli erfolgt der Nährstofftransport vom Zellkörper entlang der Nervenfortsätze (Axon) zu den Kontaktstellen der Nervenzellen (Synapsen ), also jenen Stellen wo Nervenimpulse chemisch weitergegeben werden. Wird nun das Tau-Protein zu stark mit Phosphor angereichert, zerfallen diese Tranportwege und Tau lagert sich zu dicht gepackten abnormen Strängen in den Nervenzellen zusammen. Der Nährstofftransport ist gestört und es kommt zu massiver Funktionsstörung der Nervenzelle. Dieser Ablauf spielt bei der Alzheimer eine entscheidende Rolle.


Tau-Protein-basierte Therapiestrategien:


Tau-Proteine sind wichtige Bestandteile des Zytoskeletts ,welche die Synapsenbildung und den axonalen Transport unterstützen. Wird Tau-Protein an abnormer Stelle durch verschiedene Proteinkinasen phosphoryliert, so kommt es zu einer Fehlfunktion mit Zerreißen des Zytoskeletts, gestörten intrazellulären Transportmechanisen, unzureichender Synapsenbildung und intrazellulärer Aggregation von Tau-Fragmenten, den sogenannten Neurofibrillen.

Die weltweit erste TAU-Impfung (RCT, Phase I wurde in Österreich an der MedUni Graz (MUG) und MedUni Wien (MUW) durchgeführt. Dzt wird diese Studie als Phase II fortgesetzt.